Erkenntnis

Eine vereinte Stimme des Marktes kann komplexe, politische Hindernisse des Wandels beseitigen

Im Oktober 2017 versuchte das brasilianische Arbeitsministerium, die Definition des Landes von Sklaverei zu ändern und die Möglichkeiten der Arbeitsinspektoren einzuschränken. Dies hätte die Anzahl der Unternehmen eingeschränkt, die der "schwarzen Liste" hinzugefügt werden. Hierbei handelt es sich um eine Liste von Unternehmen, die von Zwangsarbeit profitiert haben. In diesem schwierigen politischen Kontext mobilisierte unser Partner InPACTO wichtige unternehmerische und zivilgesellschaftliche Akteure, die Agenda gegen Sklaverei in Brasilien zu stärken.


Die wichtigsten Maßnahmen von InPACTO


Vereinigung der Hauptakteure

InPACTO führte Industrievereinigungen, Unternehmen und Marken zusammen. Nachdem den Mitgliedern bewusst gemacht wurde, wie wichtig es ist, Position zu beziehen, vereinigten mehr als 50 Unternehmen und 10 Branchenverbände ihre Stimme und gaben eine öffentliche Erklärung ab, in der sie sich gegen das neue Dekret aussprachen. Gemeinsam mit Organisationen wie Reporter Brasil konnte InPACTO den Druck auf die Regierung erhöhen, sie zu prüfen.

Den Dialog einleiten

InPACTO unterstützte die Einleitung des Dialogs zwischen Unternehmen, Zivilgesellschaft und Regierung. Durch eine Reihe von Besprechungen konnten diese Organisationen die Regierung auf die sensibelsten Probleme der schwarzen Liste aufmerksam machen. Dies war ein bedeutender Durchbruch für den Dialog zwischen Unternehmen und Regierung.


Ergebnisse:

• Im Oktober 2017 entschied das oberste Gericht, dass das neue Dekret verfassungswidrig ist und es wurde nicht verabschiedet.

• Im Dezember 2017 erließ die Regierung ein neues Dekret, in dem die Pläne zur Abschwächung der Definition von Sklavenarbeit nach erheblichem Druck seitens zivilgesellschaftlicher Organisationen sowie der Medien zurückgezogen wurden.

• Die Gespräche zwischen der Regierung und den Marken werden bis ins Jahr 2018 fortgesetzt, um die Zusammenstellung der schwarzen Liste zu diskutieren.

Unsere Erkenntnisse: Kooperation ist ein machtvolles Instrument.

Um sich für einen systemischen Wandel einzusetzen und diesen zu fördern, ist die Kooperation zwischen Zivilgesellschaft, Regierung und Marken unverzichtbar. Die Koordinierung des Marktes erzeugt eine machtvolle Handlungsgrundlage. Die Einleitung einer Konversation, in der sowohl die Zivilgesellschaft als auch Unternehmen eine klare Stimme haben, ermöglichte InPACTO, die Stärkung der Agenda gegen Zwangsarbeit

 Erfolgsgeschichte

Verstärkung der Medienabdeckung in Bezug auf Zwangsarbeit und Geschlechtergleichheit

Durch investigative Berichterstattung über Zwangsarbeit innerhalb der Lieferketten konnte unsere Partnerschaft mit Thomson Reuters das öffentliche Bewusstsein für die Herausforderungen wecken, vor denen Arbeiter in Indien stehen. Insbesondere wird auf den Missbrauch aufmerksam gemacht, unter dem Frauen und Mädchen leiden, inklusive geschlechterbasierter Gewalt, Ausbeutung und Zwangsarbeit. Ziel ist es, das Bewusstsein zu stärken, soziale Normen zu verändern und letztlich die Richtlinien und Praktiken zu verbessern, um diesen Missbrauch zu verhindern. Eine glaubwürdige Berichterstattung zu diesen Problemen liefert den Hauptakteuren, inklusive NGOs, Unternehmen und Regierungen, die Beweisgrundlage sowie die Medienpräsenz, über mehrere Sektoren hinweg einen Wandel herbeizuführen.

Ergebnisse investigativer Geschichten 2017:


• 477 Geschichten erreichten nahezu 1 Milliarde Menschen in 70 Ländern, inklusive der Vereinigten Staaten, Indien, Bangladesch, Mexiko und Brasilien.


• Die Geschichten verliehen der Stimme der Frauen und anderer Verfechter der Geschlechtergleichheit stärkeres Gewicht und boten ihnen die Möglichkeit, ihre Erfahrungen und Lösungsperspektiven einzubringen.


• Der Bericht “Ausbeutung von Arbeiterinnen in Indiens High-End-Schuhindustrie” (Originaltitel: Women workers exploited in India’s high-end shoe industry) führte zur Zusammenarbeit zwischen drei internationalen Schuhmarken und der Zivilgesellschaft, um einen Aktionsplan zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Lederindustrie von Ambur zu entwickeln.

  • Eine dreimonatige Untersuchungvon Kindstoden in Mica-Minen führte zu einer offiziellen Regierungsermittlung zu Kindstoden in illegalen Mica-Minen. Sie führte ebenfalls dazu, dass ein multinationaler Autohersteller die Verbindung zu Lieferanten löste, die unter dem Verdacht der Kinderarbeit standen.


  • "Ermittlungen in indischen Spinnereien nach dem Selbstmord eines Arbeitsaktivisten" (Originaltitel: Indian spinning mills under scrutiny after suicide of activist worker)veranlasste die Spinnerei-Leitung zur Zahlung einer Entschädigung in Höhe von 600.000 Rupien sowie einer lebenslangen Pension für die Familie des Arbeiters. Darüber hinaus veranlasste sie den Leiter des Konglomerats, der Frauengewerkschaft zu gestatten, sich am Beschwerdemechanismus zu beteiligen. Angesichts der Größe des Konglomerats stellt dies einen wichtigen Präzedenzfall dar, der das Beschwerdemanagement in vielen anderen Fabriken der Region beeinflussen könnte.

 Erkenntnis

Die richtige Unterstützung ermöglicht lokalen Gemeindeorganisationen Fürsprache auf Staatsebene.  

Während der vergangenen drei Jahre haben wir gemeinsam mit unserem Partner Freedom Fund einen Hotspot im Bundesstaat Tamil Nadu eingerichtet, um die Kapazitäten der lokalen NGOs und Gemeinden zum Schutz der am meisten von Zwangsarbeit bedrohten Menschen zu stärken. 2017 unterstützten die lokalen Partner von Freedom Fund gemeinsam die Bemühungen der Regierung, ein neues nationales Gesetz gegen den Menschenhandel zu erarbeiten.


Freedom Fund arbeitet eng mit 53 lokalen NGO-Partnern in 8 Bundesstaaten Nord- und Südindiens zusammen, um ihre Unterstützung für die von moderner Sklaverei betroffenen Gemeinden zu verstärken. Im vergangenen Jahr bildeten diese Gruppen eine Allianz, die sich kollektiv für einen stärkeren Schutz im neuen Gesetzesentwurf gegen Menschenhandel einsetzt.

Sie versendeten Briefe an Parlamentarier, in denen sie ihre Unterstützung für den Gesetzesentwurf bekundeten und gleichzeitig hervorhoben, wie die Opfer des Menschenhandels besser unterstützt werden können. Sie nutzten die öffentliche Sankalp Se Siddhi-Website, sandten die zweithöchste Anzahl an Vermerken zu jedem Thema auf der Website ein und besuchten persönlich Parlamentsangehörige, um lokale Informationen zur Verfügung zu stellen.


Anfang 2018 schien es, als würde der Gesetzesentwurf ins Stocken geraten. Doch durch die gemeinschaftliche Unterstützung bestätigte das Unionskabinett unter der Leitung von Premierminister Modi, den Gesetzesentwurf bei der Monsunsitzung des Parlaments zwischen Juli und September 2018 vorzulegen.


Dies zeigt, dass Organisationen, die sich primär auf Gemeindeprogramme konzentrieren, mit der richtigen Entwicklungskapazität und der geeigneten Unterstützung Lobbyarbeit auf nationaler und bundesstaatlicher Ebene leisten können, um eine starke Handlungsgrundlage zu erzeugen.

Weitere Einblicke in unsere Arbeit mit Freedom Fund erhalten Sie in unseren Jahresberichten 2015 und 2016