Unser Programm für nachhaltig angebaute Baumwolle wurde vor fünf Jahren mit Maßnahmen zur Stärkung der Fähigkeiten und der Ausbildung von Bauern im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh aufgenommen, wo 24 % der weltweiten Bio-Baumwollproduktion erfolgt. Im Verlauf des Programms haben wir mehr über die systembedingten Probleme, die den Erfolg des Bio-Baumwollmarktes behindern, erfahren, zu denen insbesondere die eingeschränkte Integrität und Verfügbarkeit von Saatgut, unzureichende wirtschaftliche Anreize, mangelnde unterstützend wirkende staatliche Regulierungen und eine unzulängliche Koordinierung der Branche zählen. Um den Erfolg der Bauern zu ermöglichen, mussten wir über reine Ausbildungsmaßnahmen hinausgehen und eine Verschiebung innerhalb der Strukturen, die dem System zugrunde liegen, forcieren. Wir hielten es für erforderlich, Akteure aus der gesamten Lieferkette an einen Tisch zu bringen – Bauern, Branchenunternehmen, Angehörige der Regierung des Bundesstaates, Markenunternehmen, NGOs, zivilgesellschaftliche Akteure, Kunden – um gemeinsam Überlegungen anzustellen und kollektiv zu handeln.

Basierend auf einem ganzheitlichen Ansatz wollten wir den Anbau von nachhaltiger Baumwolle in Madhya Pradesh etablieren. Im Zuge dessen haben wir unseren Partnern als erstes dabei geholfen, die wirtschaftlich-sozialen Voraussetzungen für den Anbau von nachhaltiger Baumwolle zu schaffen, indem wir Maßnahmen zur Allgemein- und Ausbildung verbessert und Bäuerinnen gefördert haben. Im zweiten Schritt haben wir uns für den Aufbau des Sektors, die Stärkung der Kooperation innerhalb der Branche und die Unterstützung von Institutionen, die den Anbau von nachhaltiger Baumwolle fördern, eingesetzt. Und drittens haben wir uns darauf konzentriert, die regulatorischen Rahmenbedingungen zu verschieben und eine Politik zu etablieren, die den Anbau von nachhaltiger Baumwolle fördert.

Unsere Veranstaltung Cotton Trailblazers, Pioniere der Baumwolle,im Mai 2018 wurde ein großes Fest – und zu einem richtungsweisenden Moment für unsere Arbeit – zeigte sie uns doch, dass unser Ansatz funktioniert. Dabei wurde nicht nur deutlich, wie weit der Sektor bisher gekommen ist, sondern auch, welchen Anteil die Veranstaltung selbst daran hatte, den Diskurs zwischen allen Akteuren voranzutreiben. Sie führte zu einer noch engeren Auseinandersetzung zwischen Markenunternehmen und Bauern und einem offeneren Dialog aller Beteiligten. Und zeugte maßgeblich vom Engagement einer zunehmend aufgeschlossenen Regierung Madhya Pradeshs.

Die Regierungsvertreter nutzten die Veranstaltung nicht nur, um ihrem Stolz angesichts der Erfolge des Bundesstaates Ausdruck zu verleihen, sondern kündigten darüber hinaus eine Verordnung an, die die Schaffung von ausschließlich für den Anbau von Bio-Baumwolle bestimmten Flächen in fünf Distrikten vorsieht. Auf diese Weise können die Bauern ihre Arbeit einfacher koordinieren und sie erhalten Zugang zu Unterstützungsleistungen wie Ausbildungsprogrammen und finanzieller Hilfe. Außerdem genehmigte die Regierung Madhya Pradeshs offiziell die Einrichtung des ersten eigenen Exzellenzzentrums Indiens zur Erforschung von Bio-Baumwolle.

Die Veranstaltung bot allen Akteuren darüber hinaus die Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen. Dreißig Bio-Baumwollbauern berichteten auf der Bühne von ihren ganz persönlichen Herausforderungen, um den Markenunternehmen klar zu machen, mit welchen Problemen sie konfrontiert sind, sie dazu zu bringen, die von ihnen unternommenen Anstrengungen nachzuempfinden und ihren Fleiß gebührend zu würdigen. Und die globalen Markenunternehmen – deren Anwesenheit die hohe und stetig wachsende Nachfrage nach Bio-Baumwolle noch einmal verdeutlichte – konnten ihre Bedenken rund um die Themen Transparenz und Rückverfolgbarkeit äußern, und dabei gleichzeitig Kontakte zu Bauernkollektiven knüpfen, über die sie ihre Bio-Baumwolle direkt beziehen können.

Cotton Trailblazers hat den Boden für weitere Erfolge in Madhya Pradesh und darüber hinaus in ganz Indien bereitet. Wir sind dabei, eine solche Veranstaltung auch in anderen indischen Bundesstaaten zu wiederholen, damit der Anbau von nachhaltiger Baumwolle auf die nationale Agenda gesetzt wird.